Was ist transkranielle Magnetstimulation (rTMS)?

Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) wurde in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zunächst für Forschungszwecke entwickelt. In der weiteren Entwicklung folgten Studien hauptsächlich zum Thema Depressionsbehandlung. Das Prinzip basiert auf elektromagnetischer Induktion. Dort wo Ströme fliessen gibt es auch einen entsprechenden magnetischen Fluss. Platziert man nun eine stromdurchflossene Spule über dem Schädel, so durchdringt das entstandene Magnetfeld den Schädel und stimuliert die Nervenzellen des Gehirnes, die ihrerseits sensibel auf Ströme und Magnetfelder reagieren und in Folge entsprechende Impulse weiterleiten (Kondensator-Prinzip). Zu Beginn der Untersuchungen glaubte man, dass das Magnetfeld besonders stark sein sollte, um direkt einen Stromfluss im Gehirn durch Veränderung der Membranspannungen am proximalen Teil der Axone (Nervenzellfortsätze) zu induzieren, der dann über die Axone zu den Synapsen weitergeleitet werden sollte, wo eine Transmitterausschüttung resultiert, welche wiederum bei einer weiteren Nervenzelle Ströme auslöst.

repetitive transkranielle Magnetstimulation

 

Bi-lokal

Multilokale TMS Anwendungen sind im Trend. Nur wenige Zentren haben diese Möglichkeit. Hier ein Beispiel einer bi-lokalen TMS Sitzung (Behandlung mit 2 Spulen), welche bei mir in der Praxis in bestimmten Fällen eingesetzt wird. Solche Sonder-Protokolle sind das Ergebnis aus 20 Jahren intensiver klinischer Erfahrung:

 

Low-Intensity

Auch niederschwellige, sog. Subthreshold oder Low-Intensity TMS ist zunehmend interessant für Forschung. und Klinik. Hier Beispiele, aufgegriffen von aktuellen Kongressen:

LI TMS1

LI TMS 2



Wie läuft die rTMS-Behandlung ab?

Der Patient befindet sich in einer angenehmen Ruheposition und die Spule wird am Schädel platziert. Danach werden an der rTMS-Maschine die Stimulationsprotokolle eingestellt und der Stromfluss durch die Spule definiert. Die Stromimpulse selbst werden vom Patienten nur in Form eines Klickgeräusches wahrgenommen. Das erzeugte Magnetfeld durchdringt die Schädeldecke völlig schmerzfrei. Nur gelegentlich kommt es zu einem harmlosen Muskelzuckem der oberflächlichen Muskulatur. Die Sitzungsdauer variiert, beträgt aber im Schnitt ca. 30 Minuten. Nach Absprache mit dem Arzt werden die weiteren Sitzungsintervalle vereinbart.

Welche Nebenwirkungen hat rTMS?

Seit 19 Jahren wird das Verfahren in meiner Praxis angewendet. Nennenswerte Nebenwirkungen sind Kopfschmerz und Benommenheit, die milde sind und allenfalls von kurzer Dauer. Bei Vorerkrankungen sind seltenere Nebenwirkungen möglich, was aber im Vorgespräch geklärt wird.

Für wen ist rTMS geeignet?

Die meisten Forscher haben nur Erfahrung mit der rTMS bei der Behandlung von Depressionen. In meiner Praxis haben wir das Verfahren aber auch bei zahlreichen anderen Krankheiten und auch Gesunden untersucht und mit teilweise sehr gutem Erfolg angewendet („Off-Label-Use“). Die Privaten Krankenkassen erstatten die Kosten des Verfahrens bei Pharmakotherapie-resistenter schwerer Depression.

Für wen ist rTMS nicht geeignet?

Es gelten die üblichen Kontraindikationen für therapeutische Magnetfelder, also z.B. Schwangerschaft, Herzschrittmacher, schwere Hirntraumen, Metallteile im Gehirn, Gehirntumore, etc. Wobei es sich meines Erachtens oft um relative Kontraindikationen handelt, die im Einzelfall abgeklärt werden sollten.

Welche Alternativen gibt es zur rTMS?

Sicher gibt es noch andere gute Verfahren (Psychopharmaka, Psychotherapie, EKT, Ketamin, etc.), doch ist die rTMS mein persönlicher Favorit, aufgrund der sehr guten Verträglichkeit, der hohen Effizienz in der Hand des Erfahrenen und der oft raschen Wirksamkeit.

Psychiater, Fachärzte für Psychiatrie und
in München auf jameda